Frauen? An die Spitze! - Zur Wiederauflage des BMBF-Forschungsprogramms

In den letzten Haushaltsverhandlungen hat sich die Große Koalition geeinigt: Das Förderprogramm “Frauen an die Spitze” soll wieder aufgelegt werden und schon in diesem Jahr mit zwei Millionen Euro als Anschub finanziert werden. Als zuständige Berichterstatterin habe ich gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion Schwerpunkte festgelegt, die in Zukunft gesetzt werden müssen:

Struktur Forschungsprogramm

  • Anschubfinanzierung für 2020 mit zwei Millionen Euro wurde im letzten Haushaltsverfahren gesichert. BMBF sollte damit vor allem Auftaktveranstaltung und Konzeption der Neuauflage des Förderprogramms nach vorne bringen.

  • Das alte Förderprogramm hatte ein Volumen von mit 37,5 Mio. Euro in 9 Jahre (4,1 Mio. Euro p.a.). Das neue Förderprogramm sollte hinter dem alten nicht zurückfallen und in den Folgejahre mindestens 5 Mio. € p.a. zur Verfügung stellen.

  • Die neue Förderrichtlinie sollte Mitte dieses Jahres veröffentlicht werden.

  • Um Genderforschung als Querschnittsthema zu stärken, sollen tendenziell eher mehrere kleinere Forschungsprojekte mit interdisziplinärer Ausrichtung gefördert werden.

  • Die Wiederauflage des Förderprogramms soll primär Geschlechtergerechtigkeit in den Blick nehmen, in diesem Zusammenhang aber auch intersektionale Ansätze berücksichtigen (gender, class, race). Dazu gehört etwa eine geschlechterspezifische Untersuchung der Gelingensbedingungen für Berufs- und Karriereverläufe; aber auch die Berücksichtigung von einem nicht-binären Geschlechterbegriff sowie einer Geschlechtervielfalt.

Forschungsschwerpunkte

1) Digitalisierung

  • Analyse zur Entstehung geschlechterdiskriminierender Algorithmen und zu ihren Auswirkungen auf Geschlechterverhältnisse.

  • Analyse von geschlechterbedingten Inklusions- sowie Exklusionsmechanismen im Fachbereich Informatik.

  • Prüfung und Analyse der Berücksichtigung von Genderaspekten im Fachbereich Informatik.

  • Untersuchung geschlechterspezifischer Determinanten der Berufswahlentscheidung im Fachbereich Informatik.

2) Gender Pay Gap und Zugang zu Wissenschaft

  • Analyse von Kausalitäten und Gründen eines Gender Pay Gaps mit Schwerpunkten in Habitus und Organisationsstrukturen (z.B. Verhandlungssituationen, Verhältnis zwischen Engagement in Forschung und Lehre usw.).

  • Untersuchung des Einflusses familiärer Aspekte (Unterbrechungszeiten aufgrund von Kinderbetreuung, diskontinuierliche Karrieren, Mobilitätseinschränkungen usw.)

  • Untersuchung von Bildungsverläufen und -karrieren im Kontext der Ausübung und Sichtbarkeit von Religionszugehörigkeit.

3) Veränderung bestehender Strukturen und Kulturen

  • Schwerpunkt auf notwendigen Veränderungen der bestehenden Organisationsstrukturen und -kulturen sowie Rekrutierungsprozesse statt Anpassung von Frauen an bestehende Karrierestrukturen (Abkehr von auf Individuen ausgerichtetes Defizitmodell).

  • Gleichstellung als allgemeine (nicht individuelle oder frauenspezifische) Aufgabe und Verantwortungsbereich für das gesamte Wissenschaftssystem.