FAQ zum Impfstart in Bielefeld und Werther

Das schönste Weihnachtsgeschenk für viele Menschen war sicherlich die Nachricht von der Zulassung des ersten Corona-Impfstoffs. Mit dieser Nachricht sowie der Flut an Informationen waren nicht selten Hoffnung, Erleichterung und Freude verbunden, aber auch Fragen, Zweifel und Unverständnis kamen auf. Ich möchte versuchen mit dem folgenden Artikel einiger dieser Fragen zu beantworten. Fest steht: Wir werden die Corona-Pandemie nur mithilfe von Impfungen beenden können.

Das Konzept der Impfungen half bereits schwerste Krankheiten wie die Pocken und Poliokrankheit auszurotten und die Ausbreitung der Masern drastisch zu reduzieren und ist tausendfach wissenschaftlich belegt.1 Das Impfen ist uns also soweit allen bekannt, neu ist hingegen seit Anfang letzten Jahres COVID-19. Auch wenn Coronaviren seit Jahren erforscht werden, trat im Dezember 2019 erstmalig der SARS-Coronavirus-Erreger auf, welcher die Krankheit COVID-19 auslöst. Obwohl ein milder Verlauf von COVID-19 häufig ist und die meisten Erkrankten vollständig genesen, sind schwere Verläufe mit Lungenentzündungen, die bis zum Tod durch Lungenversagen führen können, gefürchtet und auch bei Personen außerhalb der Risikogruppe möglich. Neben dem Vermeiden einer Infektion durch Beachtung der AHA­+A+L-Regeln (Abstand halten, Hygiene beachten, Alltagsmaske tragen, Corona-Warn-App nutzen und regelmäßiges Lüften) bietet die Impfung den bestmöglichen Schutz vor der Erkrankung.2

Im Folgenden findet Ihr Antworten zu den häufigsten Fragen zur Corona-Schutzimpfung und Verweise zu weiterführenden Informationen. 2021 kann das Jahr werden, in dem wir die Pandemie besiegen – in Deutschland, in Europa und weltweit. Dies ist Anlass zu Zuversicht. Ich wünsche Euch alles Gute und vor allem: Bleibt gesund!

Welche Impfstoffe wurden bislang zugelassen?

Nach der Zulassung des ersten Impfstoffes von Biontech/Pfizer kurz vor Heiligabend hat die Europäische Kommission am 6. Januar auch den Impfstoff der amerikanischen Firma Moderna zugelassen. Bei Biontech handelt es sich um ein deutsches Biotechnologieunternehmen mit Sitz in Mainz. Unter Beteiligung des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts durchlaufen bereits weitere Impfstoffe bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur das Zulassungsverfahren. Wir können damit rechnen, dass im Laufe des ersten und zweiten Quartals 2021 Impfstoffe der Unternehmen AstraZeneca, Johnson&Johnson sowie von CureVac zugelassen werden.3

Was passiert bei der Impfung?

Für einen ausreichenden Impfschutz muss der Impfstoff zweimal im Abstand von drei Wochen verabreicht werden. Dabei wird der Impfstoff in den Oberarmmuskel gespritzt. Derzeit wird geprüft, inwieweit die Möglichkeit besteht, das Intervall zwischen den beiden Impfungen auszudehnen, um mit dem bereits vorhandenen Impfstoff möglichst vielen Menschen eine erste Impfung zu ermöglichen.4

Wie wirkt der mRNA-Impfstoff und verändert er das Erbgut?

Nein. Der verwendete Impfstoff verändert nicht das menschliche Erbgut. Der bereits zugelassene mRNA-COVID-19-Impfstoff der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna ist ein gentechnisch hergestellter Impfstoff. mRNA ist eine „Bauanleitung“ für jedes einzelne Protein/Eiweiß unseres Körpers und unterscheidet sich von der DNA, dem menschlichen Erbgut. Auch das Corona-Virus besteht aus Proteinen. Der Impfstoff enthält mRNA für ein einziges Protein des SARS-Coronavirus-2, welches für sich alleine harmlos ist. Sprich der Impfstoff enthält nur die „Bauanleitung“ für ein kleines Teil des Virus. Somit ist der Impfstoff nicht infektiös und es besteht keine Möglichkeit durch die Impfung an COVID-19 zu erkranken. Die im Impfstoff enthaltende mRNA wird nicht in das menschliche Erbgut, die DNA, eingebaut, sondern nach einigen Tagen vom Körper abgebaut. Nachdem der Körper einzelne Proteine, sprich Bausteine des Corona-Virus erkannt hat, beginnt er mit der Produktion von Antikörpern und Abwehrzellen, welche den Körper nachhaltig vor einer Infektion durch den SARS-Coronavirus-Erreger schützen. Dieser Vorgang ist natürlich, da der Körper im Falle einer COVID-19-Erkrankung ebenfalls mit der Produktion von Antikörpern reagieren würde.5

Wie wirksam ist die Impfung?

Der ausreichende Impfschutz beginnt sieben Tage nach der zweiten Impfung. Nach derzeitigem Kenntnisstand sind etwa 95 von 100 geimpften Personen vor einer Erkrankung geschützt, das entspricht einer Wirksamkeit von 95%. Wie lange der Schutz anhält ist derzeit noch unklar. Da der Impfschutz erst einige Tage nach der zweiten Impfung einsetzt, ist es dennoch notwendig, sich und seine Umgebung durch das Einhalten der AHA­+A+L-Regeln zu schützen.6

Wer profitiert besonders von der Impfung?

Wir Alle! Lassen sich zwischen 60% und 70% der Menschen impfen, profitieren wir alle von den Auswirkungen der so entstehenden Herdenimmunität. Auch wer selbst nicht zur Gruppe derer zählt, die von einem besonders hohen Risiko eines schweren oder tödlichen Verlaufs von COVID-19 betroffen sind, ist vor den schwerwiegenden Folgen einer potenziellen Erkrankung nicht gänzlich geschützt. Zum Schutze besonders gefährdeter Personen ist es verantwortungsvoll und solidarisch stets die AHA+A+L-Regeln zu befolgen und sich impfen zu lassen.7

Das Zulassungsverfahren ging sehr schnell. Ist die Impfung trotzdem sicher?

Die Geschwindigkeit, mit der die Impfstoffe entwickelt wurden, ist historisch einmalig und eine der herausragenden Errungenschaften in der Geschichte der Pharmazie. Angesichts des ungewöhnlich hohen Tempos bei der Entwicklung war und ist eine sorgfältige Prüfung besonders wichtig. Es wurde entschieden, dass der Impfstoff – anders als beispielsweise im Vereinigten Königreich oder den USA – im ordentlichen Verfahren von der Europäischen Zulassungsbehörde sorgfältig geprüft und zugelassen wird. Die Bürger*innen haben nicht nur das Recht auf schnell verfügbare, sondern vor allem auch auf wirksame und sichere Impfstoffe.8

Welche Nebenwirkungen sind bekannt?

Nach der Impfung mit dem mRNA-Impfstoff kann es als Ausdruck der Auseinandersetzung des Körpers mit dem Impfstoff zu Lokal- und Allgemeinreaktionen kommen. Häufig (zwischen 1% und 10%) traten Übelkeit und Rötung der Einstichstelle auf. Gelegentlich (zwischen 0,1% und 1%) traten Lymphknotenschwellungen, Schlaflosigkeit, Schmerzen in Arm und Bein, Unwohlsein und Juckreize an der Einstichstelle auf. Die meisten Reaktionen traten bei älteren Menschen auf, jüngere Menschen zeigten weniger Impfreaktionen. Die Impfreaktionen auf den mRNA-Impfstoff sind in der Regel mild ausgeprägt und treten etwas häufiger bei der zweiten Impfung auf.9

Wer wird wann geimpft?

Die COVID-19-Impfstoffe sind für Personen ab 16 Jahren zugelassen. Mittelfristig ist es das Ziel allen Menschen über 16 Jahren eine Impfung anzubieten. Bisher wurden in NRW vor allem Bewohner*innen von Pflegeheimen sowie deren medizinisches und pflegendes Personal geimpft. Laut Impfstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit folgen alle Personen über 80 Jahre, Pflegekräfte in ambulanten Pflegediensten sowie Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit hohem Infektionsrisiko wie Intensivstationen, Notaufnahmen, Rettungsdiensten und Corona-Impfzentren. Anschließend folgen Personen der nächsthöher priorisierten Gruppe, welche alle über 70 Jahre alten Menschen, Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, pflegende Angehörige von potenziellen Risikopatient*innen, Polizei- und Ordnungskräfte, Personen im öffentlichen Gesundheitsdienst sowie Mitarbeitende in Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünften einschließt. Es folgen alle über 60 Jährigen, Erzieher*innen und Lehrer*innen, Personen in relevanten Positionen von Verwaltungen und Verfassungsorganen sowie Personen in prekären Arbeits- und Lebensbedingungen. Ist der Bedarf an Impfungen dieser drei priorisierten Gruppen gedeckt, werden alle weiteren Personen das Angebot einer Impfung bekommen.10

Wie viele Menschen müssen geimpft sein, um die Pandemie unter Kontrolle zu bringen?

Expert*innen gehen derzeit davon aus, dass die sogenannte Herdenimmunität erreicht ist, wenn etwa 60% bis 70% der Menschen geimpft sind. In diesem Fall wäre das großflächige Infektionsgeschehen eingedämmt, lediglich kleinere Ausbrüche unter Ungeimpften wären möglich. Bezogen auf Deutschland bedeutet dies, dass sich zwischen 50 und 60 Millionen Menschen impfen lassen müssten.11

Wie viele Impfdosen hat Deutschland bestellt und wann werden diese geliefert?

Deutschland erhält den Großteil der Impfstoffdosen über Verträge, welche die EU ausgehandelt hat. Deutschland kann diese Pandemie nicht alleine bewältigen. Die Grundsatzentscheidung für einen gemeinsamen europäischen Weg ist nicht nur ein Gebot europäischer Solidarität, sondern auch zwingend notwendig. Der durch eine gemeinsame Impfstoffbeschaffung gesicherte freie Personenverkehr und offene Binnenmarkt ist für unsere Gesellschaft und Wirtschaft von zentraler Bedeutung. Gemeinsam sind wir Europäer von der Pandemie betroffen, gemeinsam werden wir diese bezwingen. Durch die Verträge der EU-Kommission wurden für Deutschland bis zu 140 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer und Moderna für das Jahr 2021 gesichert. Diese Menge soll ausreichen, um Deutschland in diesem Jahr gut zu versorgen. Bis Ende März werden nach aktueller Planung etwa 10,1 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer in Deutschland verfügbar sein. Zusammen mit etwa 1,8 Millionen Dosen von Moderna, stehen im ersten Quartal 2021 mindestens 12 Millionen Impfdosen in Deutschland zur Verfügung. Zudem sind nach heutigen Stand weitere Impfstoffzulassungen im ersten und zweiten Quartal 2021 zu erwarten.12 Es hat eine Menge Kritik an der Beschaffungsstrategie des Gesundheitsministeriums gegeben. Wir werden im Bundestag in den nächsten Wochen intensiv verfolgen, dass das Gesundheitsministerium hier nachbessert.

Wo und wann kann ich mich in Bielefeld und Werther impfen lassen?

Nach den Corona-Schutzimpfungen durch Mobile Teams startet Anfang Februar der Betrieb in den Impfzentren in Nordrhein-Westfalen. Geimpft werden zunächst Bürger*innen, die 80 Jahre oder älter sind und einen Termin vereinbart haben. Die Kommunen werden in den kommenden Tagen Briefe an alle Impfberechtigten verschicken, in denen das weitere Vorgehen sowie das Terminvergabeverfahren detailliert beschrieben wird. Die Terminvergabe erfolgt ab dem 25. Januar 2021 sowohl telefonisch als auch online. Wichtig ist, dass ausschließlich Bürger*innen zur Terminvergabe berechtigt sind, welche zuvor postalisch darüber informiert wurden und sich dementsprechend ausweisen können. Solltet Ihr nicht zu dieser Gruppe gehören, habt bitte noch Geduld, auch Ihr werdet zeitnah über Eure Möglichkeiten informiert.

Das Impfzentrum der Stadt Bielefeld befindet sich in der zentral gelegenen Stadthalle und ist sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, als auch mit dem Auto gut erreichbar. Impfberechtigte aus der Stadt Werther haben die Möglichkeit, sich im Impfzentrum des Kreises Gütersloh auf dem ehemaligen Militärflughafen impfen zu lassen.13

Ich habe noch Fragen und fühle mich nicht ausreichend informiert. Wo kann ich mich beraten lassen?

Weitere Informationen zum Ablauf der Impfung in Bielefeld und Werther findet Ihr online auf der Seite der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Die Nationale Impfstrategie findet Ihr auf der Informationsseite des Bundesministeriums für Gesundheit. Ein Aufklärungsblatt zur Schutzimpfung gegen COVID-19 findet Ihr auf der Seite des Robert-Koch-Instituts. Beachtet jedoch, dass für eine individuelle medizinische Beratung viele Faktoren von Bedeutung sind, die nur im persönlichen Kontakt mit einer Ärztin oder einem Arzt angemessen berücksichtigt werden können. Jederzeit habt Ihr die Möglichkeit Euch bei der persönlichen Entscheidung von Eurer Hausärztin oder Eurem Hausarzt beraten zu lassen.

(Stand: 21.01.2021)